Am 08.06.2017 erreicht uns diese traurige Nachricht:
Hallo Frau Sander, hallo Frau Trienekens, hallo Frau Niederreuther,

leider muss ich Ihnen mitteilen, dass wir heute Rainer (ex Ryan) haben einschläfern müssen.

Rainer kam vor gut einem Jahr mit Resi (ex Tracy) aus Italien zu mir. Resi musste ich schon nach zwei Wochen erlösen, weil sie völlig verkrebst war.
Rainer litt sehr unter dem Verlust, freundete sich dann aber mit Henriette, der Dogge meiner Frau, an und lebte sichtlich auf.

Er war immer eigen. Stur wie ein Esel, machte er nur das, was er wollte. Erziehungsversuche schlugen gänzlich fehl, was einerseits sicher seiner Schwerhörigkeit geschuldet war, andererseits wohl auch seiner Demenz. Was ich ihm am einen Tag mühevoll beigebracht hatte, war am nächsten Tag komplett weg.
Ich gehe aber davon aus, dass seine stoische Sturheit vor allem mit seine Erlebnissen in früheren Zeiten zu erklären war.

So trafen wir ein Agreement, mit dem wir meistens ganz gut leben konnten: Ich verlangte nichts von ihm – und er ließ mich im Gegenzug freundlicherweise sein Essen zubereiten, erlaubte mir, ihn Gassi zu führen und gelegentlich durfte ich ihn sogar bürsten . Letzteres hat er immer sehr genossen.

Seit einer Woche übergab er sich ständig und magerte rasend schnell ab.
Der Tierarzt – auf den wir große Stücke halten – meinte, ein Tumor könne es nicht sein; den würde man fühlen. Er vermutete eine Gastritis als Folge der Tabletten, welche zum halbwegs schmerzfreien Leben täglich verabreicht worden waren (für’s Herz und für die maroden Gelenke).

Heute – zwei Tage später – verschlechterte sich sein Zustand weiter. Der Röntgenbefund war vernichtend: Seine Wirbelsäule war total mürbe und an einer Stelle angebrochen. Diese Stelle drückte auf die Nerven, welche die Darmtätigkeit steuern. Und welche das eben nun nicht mehr taten. Keine Chance auf Heilung. Er wäre bei lebendigem Leib verhungert.

Und weil unser Tierarzt eben auch ein Mensch ist, den wir schon sehr lange kennen, unterbrach er seinen Praxisbetrieb. Wir gingen mit Rainer nach draußen auf die Wiese, wo er nach Herzenslust schnüffeln konnte – während der Doc ihm das Mittel verabreichte. Irgendwann wurde Rainer müde, legte sich ins Gras und schlief ein.
Ich will nicht sagen, dass es eine einfache Zeit war. Seit einem Jahr stand ich jede Nacht ein- bis zweimal auf, weil er raus musste (und wir ihm nicht noch mehr Pillen geben wollten). Wenn er mit Henri zusammen war, durfte man die beiden nicht einen Augenblick unbeobachtet lassen, weil sie sonst sofort auf Wanderschaft gingen – gerne auch mal etwas weiter weg. Irgend eine Lücke auf dem großen Hof ließ sich immer finden. Und wie man Türen öffnet, hatte er sich von Henri abgeguckt.
Aber ich bin dennoch unendlich traurig, denn ich finde, wir waren ein gutes Team. Ich habe Rainer sehr gemocht. Und ich hoffe, er mich auch ein bisschen.
So hatten wir ein schönes Jahr miteinander, und ich rede mir ein, dass für ihn auch das Ende vielleicht doch etwas angenehmer war als im Beton-Asyl.
Liebe Grüße, auch an Giulia, der der alte Rainer auch sehr am Herzen gelegen hat,
Tom Danner