PIPPO – run free
Bereits als wir das erste Bild von Pipo gesehen hatten, war uns klar, daß wir dem armen Kerl zu einem würdigen Leben verhelfen wollten. In mehreren Telefonaten mit dem zuständigen Verein wurde sein Alter immer weiter nach oben korrigiert. Beim ersten Telefonat war noch von 7-8 Jahren die Rede, im Schutzvertrag stand dann letztendlich 12-13 Jahre. Das war uns aber alles egal, Pipo sollte es sein.Zum Übergabeort fuhren wir ohne Hundekennel, wir hatten aufgrund der Bilder schon vermutet, dass der Kerl zu groß dafür war. Wir hatten aber vorsorglich den größten Hunde-Autogurt gekauft, den der Handel hergibt. Erstaunt haben wir bei der Anprobe festgestellt, dass Pipo aber doch viel zu groß und breit dafür war. Also ging es erst einmal so nach Hause. Ich saß mit dem Kerl auf der Rückbank. Es war nicht wirklich glaubhaft, dass ich ihn bei einer starken Bremsung hätte halten können. Wir hatten es dann aber doch nach Hause geschafft. Pipo, der bis zu dem Zeitpunkt absolut entspannt und voller Vertrauen war, bekam jetzt doch Muffensausen. Er wollte nicht mehr aus dem Auto. Unsere zwei Hündinnen sprangen ihm hilfreich zur Seite und kletterten ebenfalls ins Auto. Nachdem sie dort einträchtig eine halbe Stunde gesessen hatten und es den Mädels inzwischen zu langweilig wurde, konnten sie den alten Herrn doch in den Innenhof locken. Ab diesem Zeitpunkt haben wir Pipo nie wieder unsicher erlebt. Er kam ins Haus, enterte das größte Sofa und schaute uns an, als wollte er sagen: Und, wer seid ihr Zwei? Hanni und Nanni? Oder warum steht ihr so verdutzt im Türrahmen. Pipo war zwei Jahre im Rudel unser Alterspräsident und ruhender Pol. Obwohl er sich nicht aktiv in die Rudelhierarchie einmischte, hätte es auch keiner unserer eigenen Hunde oder auch Pflegehunde gewagt, ihn richtig herauszufordern. Alle haben seine gehobene Position anerkannt. Wir Menschen waren in den zwei Jahren dafür da, sein Leben angenehm zu gestalten. So sah er das und wir spielten weitgehend mit, weil Pipo wirklich eine ganz besondere Persönlichkeit war. Jürgen durfte jede Nacht als Kopfkissen herhalten und mir machte er stimmlich die Hölle heiß, wenn das Futter nicht rechtzeitig in die Näpfe kam. Er forderte, obwohl schon etwas steif in den Knochen, aktiv seine Spaziergänge ein und wir hatten selbst mächtig viel Spaß dabei, ihn aufblühen zu sehen. Unsere ängstlichen Pflegehunde durften ihre ersten Runden mit Pipo drehen. Er war für sie, im wahrsten Sinne des Wortes, der Fels in der Brandung. Nach zwei wunderbaren Jahren ging es ihm innerhalb weniger Tage sehr schlecht. Wasser in der Lunge wurde diagnostiziert. Die Medikamente schlugen nicht an. Es ging unwahrscheinlich schnell. Wir haben unseren großen Kämpfer verloren und es fühlt sich an, als hätte einem jemand ein Messer in die Eingeweide gerammt.
Wir vermissen ihn unvorstellbar und wissen, dass wir solch ein einzigartiges Wesen nicht so schnell wieder in unserer Mitte begrüßen können.
Run free, großer Pippo …